Rückblicke

Rückblick 1. Rennen 1988


Aus der Clubchronik Teil 1 des Vereins „The Plains Riders e.V."


„So begann dieses Rennen eigentlich schon Wochen vorher, mit einem riesen Berg Begeisterung und tausend Dingen, die getan werden mussten. …

Am Anfang lief alles prima. Wir bauten einen Rahmen um das Rennen, auf dass es ein Jahrhundertereignis werden sollte.

Aber je näher der Tag rückte, umso mehr zerfiel unser Kartenhaus. Vielleicht liegt die Schuld bei uns, wir haben einfach zu hoch gegriffen. Die ganzen Vorbereitungen waren von Absagen durchzogen.

Reiter sagten ab, Pferde fielen aus, Countrybands sagten ab, Tierärzte sagten ab, es ging einfach alles schief, und es war zum Verrücktwerden. 

Wir hätten es das „Rennen-der-tausend-Absagen“ nennen sollen.

Am schlimmsten aber war es, wie die Zahl von etwa 15 Teilnehmern auf 7 herabsank… Unsere pompöse Organisation stand in keinem Verhältnis mehr zu dieser Zahl. 

Enttäuschung auf der ganzen Linie.“


Rückblicke 2. Rennen 2000


Aus „Plains Riders News“ – die clubinterne Zeitung, 10. Jahrgang, Juni/ Juli 2000


„Als wir beim Pony Express mal wieder warten mussten, haben wir über unsere alten „Heldentaten“ sinniert. So erinnerten wir uns auch an das Grand National Cross Country Race 1988. Für mich war die Idee geboren, solch ein Rennen noch einmal zu wiederholen.

(…), fragte ich einige Reiter, ob sie überhaupt Interesse an einem 100 Meilen Rennen hätten.

Die Antworten waren wie vom Sender Jerewan, im Prinzip ja, aber… erst in einem Jahr, dann wären die Pferde soweit.“  (Harry Karge)

(...)

„Die Strecke sollte so schwer sein, dass die Reiter sich selbst verfluchen sollten, an solch einem Rennen teilgenommen zu haben. Ergebnis: den Reitern wurde eine 14 Jahre alte Autokarte angedreht.“  (Harry Karge)

(...)

„Die Reiter hatten sich zuerst in großer Zahl gemeldet. Zeitweise wollten 11 Reiter sicher teilnehmen und 5 weitere eventuell. … Die Aufgaben wurden verteilt und in einem großen Zeitplan festgehalten. Es war fast wie eine Generalstabsplanung.

Bloß die Reiter konnten sich nicht an diese Planung halten. Die einen wurden von ihrem Hof vertrieben und mussten sich erst etwas Neues aufbauen, bei den anderen wurde das Pferd krank. So waren es am Freitag vor dem Start nur noch 8 Reiter.“  (Harry Karge)

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„7 Reiter würden nun definitiv starten, das lag also zum Glück etwas über meiner Ankündigung. … Auf die Frage nach dem Tierarzt reagierte Harry sehr gereizt, ich solle lieber nicht fragen.

Gut, dann fragte ich, wie viele Männer denn nun an den Start gehen würden und bekam die deprimierende Antwort, von den sieben Reitern trüge nur einer einen Penis.

Ein männlicher Reiter. Das schrie doch wirklich zum Himmel. Und vor versammelter Mannschaft ließ ich eine Schimpfarie ab über das angeblich starke Geschlecht.

Wo sind sie, jene harten Männer, die kein Risiko scheuen, die Anstrengungen und Schmerz mit eherner Miene ertragen, bei denen das Wort Mann noch mit Mut und Kraft verbunden werden kann, die mit den staubigen, unrasierten Gesichtern, den verschwitzten Hemden und einem umwerfenden Lächeln auf den Lippen?“  (Katrin Schrake)

(...)

„In relativ kurzen Abständen trafen dann auch Antje und Vera im Camp ein. Auch bei ihnen waren wir mit dem Zustand der Pferde sehr zufrieden. Als Antje Warani den Sattel abnahm, stellte sie fest, dass dieser auf beiden Seiten kleine Stellen in den Rücken des Pferdes gescheuert hatte, nicht größer als ein Markstück. Aber damit war für Antje die Entscheidung schon gefallen, dass das Rennen für sie gelaufen war. Sie würde das Pferd erst wieder satteln und reiten, wenn die Stellen verheilt waren. Man konnte ihr die Enttäuschung ein bisschen anmerken. So eine gute Zeit, das Tier von der Kondition her fit. Aber das Wohlergehen Waranis stand im Vordergrund und da gab es keine Kompromisse.“  (Katrin Schrake)

(...)

„Christine Bein war im Angalopp, blindlings griff ich zur Kamera und rief wohl so etwas Ähnliches wie „Der erste Reiter kommt!“ Die Gespräche verstummten abrupt. Todesmutig stellte ich mich mit der Kamera bewaffnet Christine mitten in den Weg und während ihr Pferd noch überlegte, einfach durch das Zielband zu galoppieren oder zu springen, schoss ich das Siegerphoto. Der Puls des Pferdes wurde von mir persönlich 3x kontrolliert und es war alles im grünen Bereich. So war für mich sicher, dass Christine und ihr treues Ross (Warum gab es eigentlich nur für den Reiter eine Belohnung?) die Gewinner des 2. GNCCR waren.

Die Kamera im Anschlag wartete ergeben Vera Lohrmanns nichtreitender Lebensabschnittsgefährte, auch er wurde für seine Ausdauer belohnt und durfte seine bessere Hälfte einige Zeit später in die Arme nehmen.

Christine und Vera waren die einzigen, die das Ziel mit dem Pferd unterm Sattel und nicht auf dem Hänger erreichten.“  (Nicole Koderhold)